Mitschnitt zu meiner Frauentagsveranstaltung

Am Donnerstag, den 10.03. habe ich anlässlich des Frauenkampftages mit spannenden Referentinnen über „Schwangerschaftsabbrüche zwischen Kriminalisierung und Selbstbestimmung“ und die Versorgungslage in Sachsen gesprochen.

Anlass für die Diskussion war zudem, dass eine langjährige Forderung von Feminist*innen wohl bald erfüllt wird: Die neue Bundesregierung der Ampel hat sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, das sogenannte „Werbeverbot“ (Strafgesetzbuch § 219a) abzuschaffen. Damit erhalten Ärzt*innen zukünftig die Möglichkeit über das Angebot und die medizinischen Details zu informieren. Aber ist es mit dieser Gesetzesänderung getan? Ich denke nicht, denn Schwangerschaftsabbrüche sind zwar unter bestimmten Bedingungen straffrei, aber trotzdem weiter rechtswidrig (§218).

Auch deshalb haben wir die Fragen diskutiert, wie die Umstände für Menschen in Schwangerschaftskonfliktsituationen konkret in Sachsen aussehen und wie die medizinische Versorgungslage und die der Schwangerschaftskonfliktberatung in Sachsen sind. Was braucht es, damit alle Menschen ortsnah eine adäquate medizinische Versorgung erhalten können? Wie muss sich dafür auch die medizinische Ausbildung ändern?

Dazu habe ich gesprochen mit:

  • Pino Olbrich, Mitarbeiterin der ev. Beratungsstelle in den Bereichen Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatung sowie Ehe- und Lebensberatung
  • Marlene Hausmann, Assistenzärztin Innere Medizin
  • Miriam W., Medizinstudentin im Praktischen Jahr in der Gynäkologie

Hier findet ihr den Mitschnitt der Veranstaltung:


Hintergrund: Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland

Das correctiv Recherchezentrum hat aktuell umfangreiche Beiträge zu Schwangerschafts- abbrüchen in Deutschland veröffentlicht, die die Versorgungslage in Deutschland und die Erfahrungen betroffener Frauen in Deutschland beleuchten.

Hindernisse bei Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland

Über 1500 Betroffene haben correctiv in einer Umfrage und persönlichen Gesprächen von ihrem Abbruch berichtet. Dabei haben sie ihre Erlebnisse zu schlechter medizinischer Versorgung, Erniedrigung, bürokratischen Hürden, fehlenden Informationen, langen Wartezeiten und weiten Entfernungen geschildet. Dabei werden die verschiedenen Missstände auf dem Weg zum Abbruch deutlich:

https://correctiv.org/top-stories/2022/03/03/hindernisse-bei-abtreibungen-in-deutschland-schwangerschaftsabbruch/

Zur Versorgungslage in öffentlichen Krankenhäusern

Die Versorgungslage mit Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, ist in Deutschland leider mangelhaft, wie die Recherche von correctiv ergeben hat. In ihrer Datenbank können Krankenhäuser gefunden werden, die Abbrüche durchführen. Nur rund 60 Prozent aller öffentlichen Krankenhäuser mit Gynäkologie gaben an, Abbrüche vorzunehmen. Zudem entscheidet jede Klinik für sich, wann ein solcher legitim ist und wann nicht:

https://correctiv.org/aktuelles/gesundheit/2022/03/03/keine-abtreibungen-in-vielen-oeffentlichen-kliniken/

Erfahrungsbericht eines Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland

In diesem Fallbericht aus einer Klinik in Chemnitz schildert eine Betroffene ihre dramatischen Erlebnisse vor und während ihres Abbruchs. Sie berichtet von Demütigungen, Machtmissbrauch, Schmerzen und fehlender Aufklärung:

https://correctiv.org/aktuelles/gesundheit/2022/03/03/schwangerschaftsabbruch-in-chemnitz-trauma-nach-behandlung-abtreibung