BÜNDNISGRÜNE plädieren für Stärkung von Beratung statt Verbotsdiskussionen
Die Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus treffen viele gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche. Bei verschiedenen Aktionen wie einem ‚Tag der offenen Tür‘ machen Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind, sowie der Berufsverband sexuelle Dienstleistungen auf die besonders dramatischen Auswirkungen für ihren Bereich aufmerksam. Erotische Dienstleistungen sind seit März im Rahmen der Corona-Schutzverordnung verboten.
Lucie Hammecke, gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, erklärt:
„Sexarbeit ist eine sehr vielfältige Branche. Während wir in allen Teilen der sächsischen Gesellschaft und Wirtschaft über weitere Lockerungen sprechen, ist Sexarbeit in allen seinen Facetten weiterhin verboten. Das wird seiner Vielfalt und auch den vorgelegten Hygienekonzepten nicht gerecht. Daher unterstützen wir die Forderungen des Berufsverbandes sexuelle Dienstleistungen: Rotlicht an – mit individuellem Hygienekonzept.“
„Was wir nicht brauchen, ist eine rückwärtsgewandte Debatte über ein sogenanntes Sexkaufverbot. Damit werden selbstbestimmte und legale Prostitution in das Dunkelfeld gedrängt und letztlich Menschen durch die Flucht in die Illegalität schlicht unerreichbar für Beratungs- und die Hilfesysteme. Eine Studie aus Schweden zeigt, dass das Sexkaufverbot Prostitution kaum reduziert hat. Sie findet seither im Verborgenen statt, was wiederum die Gefahren für in der Sexarbeit tätigen Menschen erhöht.“
Die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, Kathleen Kuhfuß, fügt hinzu:
„Wir BÜNDNISGRÜNEN wollen einen erheblichen Zuwachs an anonymen und professionellen Fachberatungsstellen zu den Themen Gesundheit, Schulden und Ausstiegsmöglichkeiten für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in Sachsen. Die aktuell laufenden Modellprojekte müssen verstetigt und um Angebote in jeder sächsischen Kommune, in der Prostitution erlaubt ist, ergänzt werden. Daneben gilt es weiterhin die Kommunen bei der Umsetzung des Prostituiertenschutzgesetzes zu unterstützen.“
„Außerdem fehlt es an gesundheitlichen Untersuchungsmöglichkeiten für Frauen ohne Krankenversicherung. Netzwerke und Arbeitskreise von Sexarbeitenden können als ein guter Seismograph für die Bedarfe der Branche dienen und müssen daher stärker in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden.“
Weitere Informationen:
Die in der Meldung angesprochene Studie wurde in englischer Sprache im Jahr 2011 veröffentlicht.
» Conference Paper „The Swedish Sex Purchase Act: Claimed Success and Documented Effects“ von Susanne Dodillet and Petra Östergren (PDF)