Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen sollte europaweit zur Pflicht werden
Am 21.05.2021 gab es im Landtag eine Aktuelle Debatte zum Thema „Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit in und nach der Corona-Pandemie“.
Ich habe diese Rede genutzt, um auf die Situation in sächsischen Tierheimen aufmerksam zu machen. Außerdem habe ich die Wichtigkeit einer europaweiten Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht von Hunden und Katzen deutlich gemacht.
Mein verschriftlichter Redebeitrag zur Aktuellen Debatte auf Antrag der Fraktion DIE LINKE „’Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit‘ – in und nach der Corona-Pandemie!“
„Sehr geehrter Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen,
die Tierheime im Freistaat Sachsen werden mit großem Engagement mehrheitlich durch einzelne Tierschutzvereine betrieben. Unser großer Dank gilt daher alljenigen, die sich tagtäglich um das Wohlergehen der Tiere sorgen.
Tierschutzvereine und Verbände berichten über ihre Sorgen im Zusammenhang mit dem Corona-Geschehen. Die Spendeneinnahmen fallen derzeit geringer aus. Dem Deutschen Tierschutzbund zufolge sind in 56 Prozent der Tierheime die Spendeneinnahmen durch die Corona-Krise gesunken. Ebenso entfallen Nebeneinnahmen aus Hundetraining und Tierbetreuung. Während aber natürlich die Grundkosten in den Tierheimen weiterhin anfallen. Denn die Tiere müssen auch in Zeiten von Corona weiter versorgt werden.
Eine hilfreiche finanzielle Unterstützung waren hier die Überbrückungshilfen des Freistaates Sachsen für existenzbedrohte soziale Träger. Allein im ersten Quartal 2020 wurden circa 82.000 Euro bewilligt. Zusätzlich wurde im Bundestag eine Förderung von 5 Millionen Euro für die Tierheime beschlossen. Seit April 2021 können Tierheime bzw. Tierschutzvereine einen einmaligen Zuschuss von 7.500 Euro beantragen.
Im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart, dass wir die Situation der sächsischen Tierheime ohne Ablösung der Finanzierungsverantwortung der Kommunen verbessern wollen und uns auf die Ermöglichung einer Personalkostenförderung verständigt. Im Zuge der anstehenden Novellierung der Kommunalenpauschalenverordnung wollen und müssen wir eine Lösung zur Finanzierung von Personalkosten für die Tierheime finden. Bereits jetzt haben wir im Haushalt, trotz der angespannten Finanzlage aufgrund von Corona, die Zuschüsse für Tierheime von 350.000 auf 670.000 Euro erhöht.
Zu Beginn der Pandemie war in der Presse zu lesen, dass die Corona-Krise für viele Heimtiere zum Glücksfall wurde. Dass dies aber ein großer Trugschluss ist, zeigen aktuelle Entwicklungen.
Knapp 35 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Ziervögel lebten 2020 in deutschen Haushalten, eine Million Tiere mehr als vor einem Jahr, sagt der Industrieverband Haustierbedarf. 2020 wurden nach Angaben des Verbands für das deutsche Hundewesen (VDH) schätzungsweise 20 Prozent mehr Hunde gekauft. Zeitweise waren die Tierheime fast wie leergefegt.
Bereits jetzt ist eine Zunahme von Abgabetieren in den Tierheime zu verzeichnen. Viele Tierheime und Tierschützer*innen befürchten, dass dies nach dem Ende der Pandemie, wenn Lockdown, Kurzarbeit und Homeoffice weiter zurückgehen, eine massive Anstieg von Ausgesetzten und Abgabetieren geben wird.
Die Ausnahmesituation eines Lockdowns könne nach der Rückkehr in den Alltag schnell zu Problemen führen. Besonders Hunde als Rudeltiere gewöhnten sich in Zeiten von Lockdown, Kurzarbeit und vermehrtem Homeoffice an die ständige Anwesenheit ihres Herrchens und lernten nicht, längere Zeit alleine zu sein. Besonders bei neu angeschafften Hunden kann das zu einem großen Problem werden und zu zerstörten Möbeln, Unsauberkeit und Ärger mit den Nachbarn führen. Auch das Tier könnte unter dem plötzlichen Alleinsein leiden. Dann ist der Weg ins Tierheim oft die vermeintlich einfachere Lösung für die Tierbesitzer*innen.
Ich möchte aber noch ein zweites wichtiges Thema ansprechen, was die Situation in den Tierheimen auch beeinflussen kann. Der zunehmende illegale Tierhandel. Allein von Januar bis Ende März 2021 wurden mit 112 Fällen und fast 800 betroffenen Tieren schon knapp zwei Drittel der Fälle des gesamten letzten Jahres verzeichnet. Dabei hatte sich schon 2020 die Zahl der vom illegalen Handel betroffenen Hunde im Vergleich zu 2019 fast verdreifacht, die Zahl der gehandelten Katzen sogar versechsfacht. Insgesamt wurden 172 Fälle bekannt.
Nach Auswertung des Deutschen Tierschutzbundes waren 2020 insgesamt 1.221 Tiere vom illegalen Heimtierhandel betroffen – davon über 1.050 Hunde, fast ausschließlich Welpen. Über ein Drittel aller Fälle wurde in Bayern aufgedeckt, die zweitmeisten Fälle in Sachsen (42 Fälle, 24 Prozent).
Illegale Transporte mit jungen Heimtieren, meist aus Osteuropa, verursachen nicht nur großes Leid bei den Tieren, sondern auch erhebliche Folgekosten für Tierheime und Kommunen. Die Jungtiere sind meist zu jung und geschwächt für den Transport, nicht geimpft und nicht entwurmt. Durch die frühe Trennung von der Mutter kann es zu dauerhaften Verhaltensstörungen kommen. Der schlechte Gesundheitsstatus führt oft zu schweren Krankheiten in Folge des Transports.
Wir sehen es als unabdingbar an, dass der Internethandel eingeschränkt werden muss. Mindestens aber sollte der Internethandel beschränkt und gesetzlich reguliert werden. Dafür müsste die bestehende Erlaubnispflicht für das Anbieten von Tieren (§ 11 Abs. 1 Satz 1 Nr.7 des Tierschutzgese1tz) auf Internet-Portale ausgeweitet werden.
Die Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen sollte europaweit vorgeschrieben und die Registierungsportale miteinander vernetzt werden. Die Vorteile hierbei liegen klar auf der Hand. Durch eine entsprechende Regelung könnte zum einen das illegale Aussetzen von Hunden und Katzen ebenso wie der illegale Welpenhandel und die unkontrollierte Vermehrung eingedämmt werden. Zum anderen könnten Haustierbesitzer*innen ihre „Ausreißer“ zukünftig deutlich schneller wiederfinden. Mit einer entsprechenden Zuständigkeitsverordnung des Freistaates Sachsens auf Basis des §13b Tierschutzgesetz könnten kommunale Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungsverordnungen für Katzen vorangebracht werden.
Die Covid-19-Pandemie muss eine Lehre sein, die Gesundheit von Umwelt, Tier und Mensch zusammenzudenken. Sie basiert auf einer Zoonose, einer vom Tier zum Menschen übertragenen Infektionskrankheit. Solche neuartigen Krankheiten werden durch die fortschreitende Zerstörung der Natur und das Vordringen der Menschen in die letzten natürlichen Lebensräume begünstigt. Dem gilt es entgegenzuwirken. Wildtiere gehören in die Wildnis, der Handel mit ihnen muss strenger reguliert, Importe von Wildfängen, die Trophäenjagd, ihr Handel auf Online-Portalen und Wildtierbörsen müssen ganz verboten werden.“