Ein Jahr lange habe ich im Vereinigten Königreich gelebt, dort zur Schule gehen und mit vielen jungen Menschen aus der gesamten Europäischen Union lernen können. Mein Zuhause war Skegness in Lincolnshire, ich war regelmäßig in London. Ich habe Freundschaften geschlossen und war Teil einer wunderbaren Community. Dieses Privileg hatten ich und meine Mitstreiter*innen auch, weil das Vereinigte Königreich und unsere Heimatländer alle Mitglied in der EU waren.

Das Europaparlament hat am 29. Januar 2020 für das Ausstiegsabkommen gestimmt – auch um einen harten Brexit zu verhindern. Nun steht mit dem heutigen Tag der Brexit unmittelbar bevor. Mein Herz wird ein bisschen schwer bei dem Gedanken, ein Mitglied unserer europäischen Staatengemeinschaft zu verlieren.

Vor allem junge Menschen, die mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt haben oder aufgrund der Altersgrenze von 18 Jahren noch gar kein Stimmrecht hatten, fallen jetzt unter die Räder dieses Prozesses. Denn die Europäische Union steht für mehr als nur einen wirtschaftlichen und politischen Zusammenschluss mehrerer Nationalstaaten auf Boden Europas. Sie wird getragen von einer gemeinsam gewachsenen Kultur, Identität, dem Austausch und der grenzüberschreitenden Mobilität. Das zeigt sich zum Beispiel in Projekten wie dem Studienprogramm Erasmus, aus dem das Vereinigte Königreich zukünftig herausfallen wird. Jungen Brit*innen wird es damit erschwert, Teile ihres Studiums im europäischen Ausland zu verbringen – und umgedreht wird es natürlich auch für uns komplizierter, in Großbritannien zu studieren.

Aber auch wirtschaftlich wird der Brexit enorme Folgen auf uns in Sachsen haben. In den Worten unserer BÜNDNISGRÜNEN-Europaabgeordneten in Brüssel, Anna Cavazzini: „Auf europäischer Ebene stand das Vereinigte Königreich zuletzt an der Spitzenposition für den sächsischen Export. Es gilt weiterhin für Planungssicherheit zu sorgen und die Unternehmer*innen vor Ort in der Übergangsphase bestmöglich zu stärken.“

Das Vereinigte Königreich ist und bleibt ein wichtiger Teil Europas, unabhängig davon, ob es Teil der Europäischen Union ist. Wir können und müssen den Brit*innen zeigen: You will always be welcome.